Die vier Elemente und das

Glarnerland

     Feuer, Wasser, Luft und Erde haben im Glarnerland nicht nur eine symbolische Bedeutung. Die Gewalten der Naturkräfte sind da unmittelbar zu spüren und zu sehen.

Erdgeschichtliches

Die Glarner Hauptüberschiebung      Das Glarnerland ist eine Traumdestination für Geologen aus der ganzen Welt; denn die Entstehung der Alpen und die Platten- tektonik sind hier besonders schön zu erkennen. Eine empor- gehobene ältere Gesteinsschicht (rötlicher Verrucano, 230-300 Millionen Jahre alt) schob sich ca. 40 Kilometer über eine jüngere (Flysch, 35-50 Millionen Jahre alt) Richtung Norden. Zwischen den beiden Gesteinsformationen befindet sich eine dünne Kalkschicht (Lochsitenkalk). Sie ist als Linie erkennbar.      Unter dem Titel Sardona Tektonikarena - die höchste Erhebung ist der Piz Sardona - wurde das geologisch interessante Gebiet 2008 in das Verzeichnis des UNESCO Weltnaturerbes aufgenommen.

Glarner Hauptüberschiebung an Atlas (rechts) und Tschingelhörnern 

(links) Wikipedia – Hans G. Oberlack

     Zweimal im Jahr scheint die Sonne bei schönem Wetter durch das Martinsloch auf die kleine Kirche von Elm.  Wen wundert‘s, wenn viele Besucher Elm als einen besonderen Kraftort verspüren. Glarner Hauptüberschiebung - Tschingelhörner mit dem Martinsloch – Aufnahmestandort: Kirche von Elm (16.07.2017)

GERÖLL und WASSER

Der Zürcher Hans Konrad Escher (1767-1823) war Wissenschaftler, Bauingenieur, Seidenfabrikant, Maler, Kartograf und Politiker. Für seine Verdienste um die Linthkorrektion wurde ihm der Ehrentitel „von der Linth“ zugesprochen. Hans Conrad Escher aquarellierte die Tschingelhörner und das Martinsloch am 22. Juli 1812 auf der Bündnerseite. Im Jahr zuvor war der Escherkanal fertiggestellt worden.

Der Escher- und der Linthkanal

     Die Industrialisierung des Glarnerlandes führte zu vermehrtem Holzschlag. Wälder verloren ihre Schutzfunktion. Bei Ziegelbrücke bildete sich ein Geschiebepfropf. 1762 kam es zu einem Rückstau und der Umkehr der Entwässerung Richtung Walensee.      Die Überschwemmungen häuften sich. Die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nöte wurden dramatischer. Malaria breitete sich aus. Die Lösung des Problems wurde in der Linthkorrektur gesucht: Ein erster Kanal (heutiger Escherkanal) sollte in Zukunft das geröllhaltige Geschiebe der Glarner Linth in den Walensee leiten, ein zweiter (geschiebearmer Kanal) war für den Abfluss durch die Linthebene in den Zürichsee vorgesehen.      Der erste Teil der Arbeiten - unter der Führung von Hans Conrad Escher - konnte erst 1807 in Angriff genommen werden; denn die Französische Revolution hatte Wirkungen weit über Frankreich hinaus. In zahlreichen Schlachten wurde um die Vorherrschaft in Europa gerungen. Kriegerische Auseinander- setzungen fanden auch in unserer Gegend statt.      Im Oktober 1799 befanden sich 50‘000 Soldaten auf dem Gebiet der Glarner Linth.  Noch drei Jahre lang hatten die Bewohner die Last und die Exzesse der Besatzungsarmeen (Franzosen, Russen) zu ertragen. In Elm erinnern das Suworow-Denkmal und das Suworow-Haus an die kriegerischen Ereignisse.        Seit 1811 wird die Linth durch den Escherkanal von Näfels in den Walensee umgeleitet. Zuvor floss sie direkt in die Linthebene.      Kaum war eine der Elendsursachen eliminiert, kam eine neue. In der Ost- und Zentralschweiz ereignete sich 1816 eine Hunger- katastrophe, die bis 1819 anhielt. Grund für die Klimastörung dürfte ein Vulkanausbruch in Indonesien gewesen sein.      Zar Alexander I., der als Sieger aus den Feldzügen gegen Napoleon hervorgegangen war, unterstützte die hiesige Bevölkerung mit Getreidelieferungen aus Russland und einer Spende von 100‘000 Rubeln.      Trotz aller Widrigkeiten - die Arbeiten am Linthkanal wurden fortgeführt und schon 1822 abgeschlossen. Das Linthwerk nach 1822 -  Illustration anhand einer alten Karte

LUFT und FEUER (Föhn und Brandkatastrophe)

     Der Kantonshauptort Glarus wird heute wegen seiner einheit- lichen Bauweise wie eine kleine Stadt wahrgenommen. Steinhäuser, lange Häuserzeilen, alle in gleicher Höhe und viele im ähnlichen Baustil. Holzhäuser sucht man vergebens. Bis  1861 gab es davon noch viele in Glarus. Heute sind im Zentrum keine mehr zu finden. Der Grund liegt in der verheerenden Brandkatastrophe in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai im Jahre 1861.      Obwohl der Brand schnell entdeckt worden war und das Alarm- system funktionierte, hatten die Feuerwehren keine Chance. Der Föhn peitschte so heftig durch die damals dörfliche Siedlung mit den vielen Holzhäusern und den zahlreichen Schindeldächern, dass am Ende  257 Wohnhäuser und 332 weitere Gebäude zer- stört waren. 2257 Menschen hatten all ihre Habe verloren. Fünf Tote wurden gezählt. Zahlreiche Kulturgüter und wichtige Dokumente verbrannten. Glarus am Tag nach dem Brand im Mai 1861. Nach einer fotografischen Aufnahme von R.Geyser (Bild: NZZ-Archiv)      Der Brand von Glarus löste eine bisher unbekannte Solidaritäts- welle im In- und Ausland aus.  Feuertechnische Sicherheitsvor- schriften wurden erarbeitet, Pläne erstellt und Glarus  in kurzer Zeit wieder aufgebaut.

FELS und GERÖLL (Schieferabbau und Bergsturz)

     Zwanzig Jahre nach dem verheerenden Brand in Glarus ereignete sich im Glarnerland schon wieder eine Katastrophe.      Die Bestrebungen um die Alphabetisierung  weiter Bevölkerungsschichten erhöhte die Nachfrage nach Schiefertafeln. Im Sernftal wurde schon lange Schiefer gewonnen.  Eine Abbaustelle befand sich bei Elm.      Die dort ansässigen, verarmten Bauern erkannten die Absatz- möglichkeiten. Obwohl sie im Bergbau unerfahren waren, übernahmen sie den Betrieb. In einer Breite von 180 Metern und ungefähren Tiefe von 65 Metern wurde der Berg untergraben. Er kam ins Rutschen. Gewaltige Gesteinsmassen und Geröll donnerten ins Tal. 114 Menschen verloren ihr Leben. An der Kirche von Elm sind deren Namen verewigt. Das Unglück geschah am 11. September 1881. Bergsturz bei Elm 1881 – die Abbruchstelle

Besuch eines Schieferbergwerks

     Der Landesplattenberg ist ein Bergwerk in Engi. Der Stollenein- gang – mit Flaggen markiert – befindet sich linksseitig, etwas oberhalb des Tales. Seit dem 16. Jahrhundert wurde dort Schiefer abgebaut. Die Stilllegung erfolgte 1961. Inzwischen ist das Stollensystem aufwendig gesichert und touristisch erschlossen worden. Führungen durch das Bergwerk sind ein eindrückliches Erlebnis und sehr zu empfehlen!  www.plattenberg.ch Impression aus dem Landesplattenberg – Stollen, in denen Schiefer abgebaut wurde.    

Die vier Elemente und

das Glarnerland

     Feuer, Wasser, Luft und Erde haben im Glarnerland nicht nur eine symbolische Bedeutung. Die Gewalten der Naturkräfte sind da unmittelbar zu spüren und zu sehen.

Erdgeschichtliches

Die Glarner Hauptüberschiebung      Das Glarnerland ist eine Traumdestination für Geologen aus der ganzen Welt; denn die Entstehung der Alpen und die Plattentektonik sind hier besonders schön zu erkennen. Eine empor- gehobene ältere Gesteinsschicht (rötlicher Verrucano, 230-300 Millionen Jahre alt) schob sich ca. 40 Kilometer über eine jüngere (Flysch, 35-50 Millionen Jahre alt) Richtung Norden. Zwischen den beiden Gesteinsformationen befindet sich eine dünne Kalkschicht (Lochsitenkalk). Sie ist als Linie erkennbar.      Unter dem Titel Sardona Tektonikarena - die höchste Erhebung ist der Piz Sardona - wurde das geologisch interessante Gebiet 2008 in das Verzeichnis des UNESCO Weltnaturerbes aufgenommen.

Glarner Hauptüberschiebung an Atlas (rechts) und

Tschingelhörnern (links) Wikipedia – Hans G. Oberlack

     Zweimal im Jahr scheint die Sonne bei schönem Wetter durch das Martinsloch auf die kleine Kirche von Elm.  Wen wundert‘s, wenn viele Besucher Elm als einen besonderen Kraftort verspüren. Glarner Hauptüberschiebung - Tschingelhörner mit dem Martinsloch – Aufnahmestandort: Kirche von Elm (16.07.2017)

GERÖLL und WASSER

Der Zürcher Hans Konrad Escher (1767-1823) war Wissenschaftler, Bauingenieur, Seidenfabrikant, Maler, Kartograf und Politiker. Für seine Verdienste um die Linthkorrektion wurde ihm der Ehrentitel „von der Linth“ zugesprochen. Hans Conrad Escher aquarellierte die Tschingelhörner und das Martinsloch am 22. Juli 1812 auf der Bündnerseite. Im Jahr zuvor war der Escherkanal fertiggestellt worden.

Der Escher- und der Linthkanal

     Die Industrialisierung des Glarnerlandes führte zu vermehrtem Holzschlag. Wälder verloren ihre Schutzfunktion. Bei Ziegelbrücke bildete sich ein Geschiebepfropf. 1762 kam es zu einem Rückstau und der Umkehr der Entwässerung Richtung Walensee.      Die Überschwemmungen häuften sich. Die wirtschaftlichen und gesundheitlichen Nöte wurden dramatischer. Malaria breitete sich aus. Die Lösung des Problems wurde in der Linthkorrektur gesucht: Ein erster Kanal (heutiger Escherkanal) sollte in Zukunft das geröllhaltige Geschiebe der Glarner Linth in den Walensee leiten, ein zweiter (geschiebearmer Kanal) war für den Abfluss durch die Linthebene in den Zürichsee vorgesehen.      Der erste Teil der Arbeiten - unter der Führung von Hans Conrad Escher - konnte erst 1807 in Angriff genommen werden; denn die Französische Revolution hatte Wirkungen weit über Frankreich hinaus. In zahlreichen Schlachten wurde um die Vorherrschaft in Europa gerungen. Kriegerische Auseinandersetzungen fanden auch in unserer Gegend statt.      Im Oktober 1799 befanden sich 50‘000 Soldaten auf dem Gebiet der Glarner Linth.  Noch drei Jahre lang hatten die Bewohner die Last und die Exzesse der Besatzungsarmeen (Franzosen, Russen) zu ertragen. In Elm erinnern das Suworow-Denkmal und das Suworow-Haus an die kriegerischen Ereignisse.        Seit 1811 wird die Linth durch den Escherkanal von Näfels in den Walensee umgeleitet. Zuvor floss sie direkt in die Linthebene.      Kaum war eine der Elendsursachen eliminiert, kam eine neue. In der Ost- und Zentralschweiz ereignete sich 1816 eine Hungerkatastrophe, die bis 1819 anhielt. Grund für die Klimastörung dürfte ein Vulkanausbruch in Indonesien gewesen sein.      Zar Alexander I., der als Sieger aus den Feldzügen gegen Napoleon hervorgegangen war, unterstützte die hiesige Bevölkerung mit Getreidelieferungen aus Russland und einer Spende von 100‘000 Rubeln.      Trotz aller Widrigkeiten - die Arbeiten am Linthkanal wurden fortgeführt und schon 1822 abgeschlossen. Das Linthwerk nach 1822 -  Illustration anhand einer alten Karte

LUFT und FEUER (Föhn und

Brandkatastrophe)

     Der Kantonshauptort Glarus wird heute wegen seiner einheitlichen Bauweise wie eine kleine Stadt wahrgenommen. Steinhäuser, lange Häuserzeilen, alle in gleicher Höhe und viele im ähnlichen Baustil. Holzhäuser sucht man vergebens. Bis  1861 gab es davon noch viele in Glarus. Heute sind im Zentrum keine mehr zu finden. Der Grund liegt in der verheerenden Brandkatastrophe in der Nacht vom 10. auf den 11. Mai im Jahre 1861.      Obwohl der Brand schnell entdeckt worden war und das Alarmsystem funktionierte, hatten die Feuerwehren keine Chance. Der Föhn peitschte so heftig durch die damals dörfliche Siedlung mit den vielen Holzhäusern und den zahlreichen Schindeldächern, dass am Ende  257 Wohnhäuser und 332 weitere Gebäude zerstört waren. 2257 Menschen hatten all ihre Habe verloren. Fünf Tote wurden gezählt. Zahlreiche Kulturgüter und wichtige Dokumente verbrannten. Glarus am Tag nach dem Brand im Mai 1861. Nach einer fotografischen Aufnahme von R.Geyser (Bild: NZZ-Archiv)      Der Brand von Glarus löste eine bisher unbekannte Solidaritätswelle im In- und Ausland aus.  Feuertechnische Sicherheitsvorschriften wurden erarbeitet, Pläne erstellt und Glarus  in kurzer Zeit wieder aufgebaut.

FELS und GERÖLL (Schieferabbau und

Bergsturz)

     Zwanzig Jahre nach dem verheerenden Brand in Glarus ereignete sich im Glarnerland schon wieder eine Katastrophe.      Die Bestrebungen um die Alphabetisierung  weiter Bevölkerungsschichten erhöhte die Nachfrage nach Schiefertafeln. Im Sernftal wurde schon lange Schiefer gewonnen.  Eine Abbaustelle befand sich bei Elm.      Die dort ansässigen, verarmten Bauern erkannten die Absatzmöglichkeiten. Obwohl sie im Bergbau unerfahren waren, übernahmen sie den Betrieb. In einer Breite von 180 Metern und ungefähren Tiefe von 65 Metern wurde der Berg untergraben. Er kam ins Rutschen. Gewaltige Gesteinsmassen und Geröll donnerten ins Tal. 114 Menschen verloren ihr Leben. An der Kirche von Elm sind deren Namen verewigt. Das Unglück geschah am 11. September 1881. Bergsturz bei Elm 1881 – die Abbruchstelle

Besuch eines Schieferbergwerks

     Der Landesplattenberg ist ein Bergwerk in Engi. Der Stolleneingang – mit Flaggen markiert – befindet sich linksseitig, etwas oberhalb des Tales. Seit dem 16. Jahrhundert wurde dort Schiefer abgebaut. Die Stilllegung erfolgte 1961. Inzwischen ist das Stollensystem aufwendig gesichert und touristisch erschlossen worden. Führungen durch das Bergwerk sind ein eindrückliches Erlebnis und sehr zu empfehlen!  www.plattenberg.ch Impression aus dem Landesplattenberg – Stollen, in denen Schiefer abgebaut wurde.