Vrenelisgärtliland
Die Tschingelhörner - märchenhaft
Vrenelisgärtliland - Märchenland
Das Vrenelisgärtliland blüht vorwiegend in unserer Fantasie.
Es ist im Glarnerland angesiedelt, einem Kanton, der es in sich hat.
Er zählt nur 40‘000 Einwohner. Aber welcher Kanton kann sich
rühmen - im Vergleich zur nutzbaren Fläche und Einwohnerzahl -
mehr bieten zu können als das Glarnerland?
Das Vrenelisgärtli – in der Sage
Das sagenumwobene Vrenelisgärtli befindet sich unterhalb des gelben
Punktes (Aufnahmestandort: unten am zugerischen Gottschalkenberg, in der
Nähe des Raten)
Das Vrenelisgärtli – in der Sage
Das originale Vrenelisgärtli befindet sich auf dem mittleren
Glärnisch. Es ist ein Schneefeld, das die Sommerperiode übersteht
und deshalb auch Firn genannt wird (von althochdeutsch firni
„vorjährig“; ähnlich dem heutigen „färn“).
Für das Vrenelisgärtli war der Firn bisher der Normfall; aber die
Schwyzer, Zuger und Zürcher, die bei schönem Wetter das wunder-
bare Panorama der Glarner Alpen vor Augen haben, blicken oft
besorgt darauf: „Wird es auch heuer so sein?“ Im Hitzesommer 2003
verschwand der Firn und seither gab es noch einige Jahre, in denen
nur noch wenig davon übrig blieb.
Es gibt mehrere Versionen der Vrenelissage. Hier - im
melodiösen Glarnerdialekt - die kürzeste der drei aus der
Sammlung „Glarner Sagen“.
Ds Vrinelis Gärtli
Es isch emal ä übermüetegi Jumpfere gsi, de hät Vrine
gheisse. De hät gemeint, si chäm z’oberst uff em mittlere
Glärnisch e Garte mache. D’Lüüt händ si gwarnet und
händ züenere gseit: „Me mues der Härrgott nüd
versueche!“ Aber si hät gseit: „Sig’s em Härrgott lieb oder
leid – jetz guuhni z’Tratz ufe!“
Due ninnt de Jumpfere, es isch äs bäumig starchs
Meitli gsii, ä grosses, chüpferis Sännchessi übere Chopf,
ass si nüd nass wärdi, wänn’s chämm gu schniie.
Wo si aber dobe gsi isch, so hät’s äso raass afuh fogge,
as d’Vrine vor Schweeri das Chessi gar nümme hät
chänne abzieh. Der nass, schwäär Schnee hät das Meitli
z’Bode truggt, und es isch ganz igschniit worde.
Me gsieht uffem mittlere Glärnisch jez nuch e chliis
viereggets Schneefäld. D’Lüüt säge dem nu ds
Vrinelisgärtli, ebe will de übermüetig Gärtneri derunder
vergrabe liit.
Die Vrenelisgärtlisage frei übersetzt
Es war einmal ein übermütiges junges Mädchen,
Vreni hiess es. Das meinte, es könne zuoberst auf
dem mittleren Glärnisch einen Garten anlegen. Die
Leute hatten sie gewarnt und gesagt: „Man darf den
Herrgott nicht herausfordern!“ Aber sie sagte: „Mag
es dem Herrgott gefallen oder nicht – ich gehe zu
Trotz dort hinauf“.
Dann stülpte das prächtig starke Mädchen einen
grossen kupfernen Sennenkessel über den Kopf,
damit es nicht nass würde, wenn es schneien sollte.
Als sie aber oben ankam, wurde der Schneefall so
heftig, dass sie den Kessel gar nicht mehr abziehen
konnte. Der schwere nasse Schnee drückte das
Mädchen zu Boden. Es wurde ganz eingeschneit.
Auf dem mittleren Glärnisch sieht man immer
noch ein kleines viereckiges Schneefeld. Die Leute
sagen ihm Vrenelisgärtli, eben weil die übermütige
junge Gärtnerin darunter begraben liegt.